1979 Chevrolet Blazer K5 Cheyenne

Ende der 1970er Jahre war der Dollarkurs wohl im Keller, so dass viele Menschen dachten, dass für den Import eines US-Cars genau die richtige Zeit gekommen sei. Das erklärt, warum es auf dem heutigen Gebrauchtwagenmarkt in Deutschland so viele 79er Chevys und weitere Exoten aus dem Land hinter dem großen Teich gibt. Auch mein Vater nutzte die Gelegenheit, konnte aber wohl mit diesen ganzen Coupés mit Zuhälter-Image nichts anfangen, sondern wollte etwas Großes. Das Resultat war ein 1979 Chevrolet Blazer K5 Cheyenne, ein allradgetriebener Geländewagen mit zwei Türen in typischer Zweifarblackierung der damaligen Zeit – in diesem Fall braun und beige.

In der gewählten Cheyenne-Ausstattung mit ein paar weiteren Extras wie z. B. größeren Rädern (pro Stück 240,- DM), Automatik mit manuellem Zwischengetriebe sowie Unterfahrschutz kostete der Chevrolet wohl rund 42.000 DM. Ob die Gasanlage, die im Kofferraum mit einem roten Zylindertank, der ein Fassungsvermögen von 120 Litern aufwies, die Reichweite um etwa 300 km erhöhte, in diesem Preis ebenfalls enthalten war, weiß ich nicht. An den Tank kann ich mich noch gut erinnern, daneben habe ich auf längeren Fahrten immer gespielt. Und aus dem Heckfenster gewunken. Und Menschen haben zurück gewunken. Heute würden sie die Polizei rufen.

Eine der wenigen weiteren Erinnerungen habe ich daran, dass ich mir in der Grundschule wohl richtig cool vorkam. Und das vollkommen zu Recht, denn während meine damaligen Klassenkameraden der 1. Klasse von ihren Vatis beispielsweise mit dem alten Opel Kombi abgeholt wurden, kam mein Vater mit diesem “Monster” an und zumindest alle Mitschüler männlichen Geschlechts guckten ansatzweise neidisch. Außer Lukas, dessen Vater fuhr einen Chevrolet G20 Van aus ähnlichem Baujahr. Eine weitere Erinnerung ist, dass ich auf großen Parkplätzen lenkend am Steuer gesessen habe, was früher auch andere gemacht und gesehen haben und wo heute wieder direkt die Polizei gerufen würde.

Weitere Informationen zum Fahrzeug, mit dem wir wohl auch weite Strecken in den Urlaub fuhren, wurden mir nur übermittelt. So zum Beispiel, dass es in der nähe unserer Wohnung einen kurzen einspurigen Tunnel gab, in dem man die Hände vom Lenkrad nehmen konnte, denn der Blazer war so breit, das die Reifen genau zwischen die Bordsteinkanten passten und sich der Wagen so durch den Tunnel “zog”. Auch soll die Beschleunigung des Kolosses nicht ohne gewesen sein und so konnte man je nach eingelegter Fahrstufe und Untersetzung auch diverse Sportwagen an der Ampel in Erstaunen versetzen, wenn sie das Ampelrennen verloren. Dies ging aber nur bis zu einer gewissen Geschwindigkeit, dann holten die Flundern natürlich auf. Auch das schräge Parken wie auf einem der Bilder zu sehen gehörte bei überfüllten Parkplätzen zu den Vorteilen dieses Wagens.

Die meisten der hier im Text eingefügten und in der unten angehängten Galerie gezeigten Bilder stammt von einem Ausflug auf einen Truppenübungsplatz (ich brauche nicht wieder erwähnen, dass heute sofort jemand die Polizei rufen würde, oder?), wo mein Vater mit seinem Chevy und sein Bekannter mit einem Jeep ein wenig Spaß hatten und die Autos ihrem Naturell entsprechend einsetzten. Mein Cousin fotografierte dabei und die Bilder sind meines Erachtens echt gut geworden. Während mein Vater den Jeep, als dieser stecken blieb, mit dem Blazer wieder herausziehen konnte, schaffte der Jeep dies im umgekehrten Fall wohl nicht. Da musste dann schwereres Gerät in Form eines Traktors ran, der es im ersten Versuch aber auch nicht schaffte.

Leider hat der Geländeklotz amerikanischen Ursprungs nicht lange gelebt, denn ein LKW traf den geparkten Chevrolet und sorgte im Winter 1981 / 82 in Zürich für diverse Kaltverformungen sowie technische Defekte (Getriebe, etc.), die eine Reparatur nicht mehr lohnenswert machten. Heute sind diese Fahrzeuge noch recht teuer. Mein Cousin, der damals die Bilder machte und seit dem irgendwie mit dem Blazer-K5-Virus infiziert ist, beobachtet schon seit etlichen Jahren den Markt und gute aber vor allem unverbastelte Exemplare sind kaum oder nur zu Horrorpreisen zu bekommen. Eigentlich schade, müssen tolle Autos gewesen sein. Hier noch ein paar Bilder (30 Stück inkl. der oben bereits gezeigten):

Ein Gedanke zu „1979 Chevrolet Blazer K5 Cheyenne

  • 10. November 2012 um 11:53
    Permalink

    Sieht nach nem echten Spass-Auto aus! Tja, selbst 10 jahre Später habe ich an einem Wochenende mit meinem Kadett noch zwei Tankfüllungen à 30 Mark an einem Wochenende verblasen, heute wäre dies mit beiden Fahrzeugen nicht mehr tragbar. Zumindest nicht so regelmäßig wie wir das damals gemacht haben…

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